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Montag, 13. Februar 2023

Von Wetterfeen und Wettermännern

Wenn das Wetter im Fernsehen und im Radio von Moderatoren statt von Meteorologen präsentiert wird

 

Die Stellenausschreibung eines bekannten öffentlich-rechtlichen Radiosenders als Wetterpräsentator/Wetterpräsentatorin klingt im ersten Moment vielversprechend. Weiter unten heißt es im Profil, welches man mitbringen sollte: fundierte Kenntnisse in der Meteorologie und Begeisterung für das Wetter.

Das Stichwort lautet hier, fundierte Kenntnisse in der Meteorologie. Ist auch logisch. Da stellt sich die Frage, sucht der Sender eine Person welche auch Meteorologie studiert hat, oder jemanden für die Moderation?  Beides würde sich ja nicht ausschließen, aber die Realität sieht anders aus. Viele Sender setzen seit Jahren auf Moderatoren als freie Mitarbeiter, die das Wetter präsentieren. Und bevor die Person im Sender vor das Mikro tritt, erhält diese noch einen  Kurs in Wetterkunde bei den Medien-Zentralstellen. Diese werden von Experten, also von Meteorologen geleitet. Hier arbeiten auch die schon seit Jahren bekannten Meteorologen, wie beispielsweise Hartmut Mühlbauer, Gernot Schütz oder Bernd Madlener, um nur einige zu nennen, da man sie vor allem zu Vertretungszeiten und an den Wochenenden zu hören bekommt. Diese Herren sitzen zwar nicht direkt im Studio des jeweiligen Senders, sondern werden dann aus der Medien-Zentralstelle in München während der Sendung zugeschaltet. Und sie haben nicht nur die Aufgabe die künftigen Wetterpräsentatoren auf ihre Aufgabe vorzubereiten, sie erstellen selbstverständlich auch die Wettervorhersagen für die verschiedenen Rundfunksender. Jetzt braucht es eigentlich nur jemanden, der das vorgelegte Vorhersageskript der Meteorologen, welches in die jeweiligen Sender online geliefert wird, mit einer freundlichen und radiotauglichen Stimme präsentieren kann. Zuvor hat die Wetterfrau oder der "Wettermän" „selbstverständlich“ die Modellkarten verglichen, die Satellitenbilder und Regenradarbilder angesehen, den synoptischen Bericht gelesen und die Lage der Höhentröge, Fronten und deren Wettergeschehen studiert. Anschließend muss das Ganze noch schön „verpackt“ an den Hörer weitergegeben werden. „Da ist sie wieder, die Stimme des Wetters, welche im Halbstundentackt von viel Sonne, überaus schönem Wetter und nicht zu vergessen von den angenehmen Temperaturen berichtet.“ Dass ist das Vokabular, das man im Radio hören möchte. Wirklich? Wer genau hinhört, merkt sofort wer vor dem Mikrofon sitzt. Ob ein Meteorologe das Wetter präsentiert, oder doch „nur“ eine Moderatorin/ ein Moderator. Peinlich wird es dann, wenn der/diejenige am Mikrofon sich so unsicher ist, dass selbst Laien merken, dass es keine Vorbereitung auf das gegeben hat, wovon man eigentlich gerade spricht. Das wird dann deutlich, wenn von ein „paar Wolken am Himmel“, „die Sonne ein bisschen durchkommt“, „es schauert noch etwas“, die Rede ist. Denn eine derartige Wortwahl wird ein versierter Medienmeteorologe niemals wählen.

Ganz anders sieht es dagegen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen aus: Das Wetter vor acht im Ersten wird hier hauptsächlich von Meteorologen präsentiert und das seit 2020 aus dem Wetterkompetenzzentrum in Frankfurt am Main. Hier arbeiten unter anderem die Meteorologen Sven Plöger, Donald Bäcker und Carsten Schwanke, die auch über die regionalen Programme das Wetter an den Zuschauer bringen. Zum Team gehören auch die Moderatoren Thomas Ranft und Claudia Kleinert. Der Unterschied zwischen den Präsentatoren eines Radiosenders und den Moderatoren des Wetterkompetenzzentrums besteht darin, dass letztere langjährige Erfahrung mitbringen und sich mit der Meteorologie umfassend auseinandergesetzt haben. Allen merkt man bei der Moderation an, dass sie vom Fach sind und es auch so „rüberbringen“, wie man im Medienjargon sagt.   

Auch beim ZDF setzt man auf Diplom-Meteorologen. Waren es damals der Mann mit der Fliege Uwe Wesp, Gunther Tiersch oder Karla Wege, so sind es heute Özden Terli, Katja Horneffer oder Christa Orben, die der Wetterredaktion angehören.

Und dann sind da noch diverse soziale Netzwerke und einige Printmedien zu nennen, die, um denkbar auch ihre Leserschaft zu erhöhen, sich immer wieder mit Schlagzeilen über das Wetter hervorheben, welche sich mit meteorologischen Abläufen nicht erklären lassen. Bereits im Sommer kann man schon lesen, wie der nächste Winter werden wird. Deutschland würde von einer noch nie dagewesenen Eiseskälte überrollt werden. Spätestens während des Winters merkt der aufmerksame Bürger, dass die vorhergesagte Kaltluftwalze irgendwo steckengeblieben sein muss. Eine seriöse Voraussage kann dies natürlich nicht sein, da jeder, der mit den physikalischen und meteorologischen Abläufen vertraut ist, keine Vorhersagen trifft, die über mehrere Tage bzw. über eine Woche hinausgehen, längerfristige Prognosen werden auch in Zukunft nicht möglich sein.  Und was die Rundfunk- und Fernsehlandschaft betrifft, wären die Macher gut beraten, auf Kompetenz in Sachen Wetter zu setzen.

Einen ähnlichen Artikel hat der DWD in sein Thema des Tages veröffentlicht.

 

https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2017/7/9.html