Dieses Blog durchsuchen

Sonntag, 10. April 2022

 

Tornadoverdacht in Böhmenkirch

Am vergangenen Freitagabend sind starke Schauer und Gewitter von West nach Ost über Esslingen und später auch über den Landkreis Göppingen gezogen. In der Gemeinde Böhmenkirch, im Landkreis Göppingen, zwischen Donzdorf und Heidenheim gelegen, soll es in der Zeit zwischen 19 und 19:30 einen Tornado gegeben haben. Der Verdacht liegt nahe, da zahlreiche, auch schwerere Gegenstände weit hochgewirbelt und auch Dächer abgedeckt worden sind. Ob es zu einem Bodenkontakt gekommen ist, denn nur dann handelt es sich um einen Tornado, oder ob es nur eine Funnelcloud war mit starker Rotation war, muss noch geklärt werden. Die Schäden haben sich jedoch in Grenzen gehalten. Deshalb kann maximal von einem Tornado der Stärke 0 oder 1 nach der Fujita Skala ausgegangen werden.

Und anhand der Schäden kann auch die Stärke eines Tornados eingestuft werden. Bäume werden beispielsweise meistens nicht entwurzelt, sondern wie Streichhölzer geknickt.

Die Wahrscheinlichkeit für die Bildung eines Tornados ist am Freitag, den 8. April, recht hoch gewesen. Mit dem Durchzug einer Kaltfront am Nachmittag und Winddrehung von zunächst Südwest auf Nordwest ist die Luftmasse zunehmend labiler geworden. Hochreichende Quellwolken (Cumulonimbus-capillatus) haben sich entwickelt.

  

Grafik: kachelmannwetter.com

Das Vertikalprofil des Radiosondenaufstieges vom Nachmittag zeigt eine veritable Windzunahme auch in den unteren Schichten mit einer deutlichen vertikalen Scherung. Vom Boden bis zu einer Höhe von 1000 Meter mit einer Windzunahme von 25 Knoten und vom Boden bis 6000 Meter ganze 67 Knoten. Der Jetstream mit einem Jet-Streak Maximum ist mit knapp 200 km/h in 9000 Meter Höhe genau über Süddeutschland hinweggefegt, welches zu einer gleichermaßen hohen Richtungsdivergenz geführt hat . Im Hodographen zeigte sich eine enorme Helizität (Storm-relative-helicity) (Windscherung mit der Höhe) mit über 800 m²/s² . Bei diesen hohen Werten würden bei entsprechender Konvektionsenergie stärkere Tornados hervorgehen.

Die Gewitterzelle hat sich am besagten Abend um 18.30 westlich von Stuttgart durch eine Bodenkonvergenz ausgebildet, die sich in kurzer Zeit durch die Windscherung massiv vergrößert hatte. Aus dem Cumulonimbus-capillatus fiel starker Regen mit einer stündlichen Rate von 28,8 Liter auf den Quadratmeter. Die höchste Menge an realen Niederschlag lag bei 7,6 Millimeter. Die Gewitter sind dann mit einer zunehmenden Geschwindigkeit von anfangs 90 km/h über den Landkreis Göppingen mit dann 100 km/h hinweggezogen. Bereits über Wäschebeuren und Hohenstaufen kam es dann zu ersten Rotationen an der Wolkenbasis, die sich im weiteren Verlauf deutlich verstärkt haben. Das zeigt auch das Stormtracking. Besonders fällt hierbei die Rotation um 19:15 im violetten Bereich bei Donzdorf auf. 

 

 

Auch das unten angeführte Doppler-Radar lässt den Verdacht auf einen Tornado zu. Normalerweise sind rote Kacheln im grünen Bereich in dieser großen Anzahl nicht vorhanden. Denn alles was sich entfernt wird rot dargestellt und grün zeigt die Bewegung zum Standort. Sind hier rote Bereiche in den grünen, so deutet dies ebenso auf eine Rotation hin. 

 

 

Der Verdacht eines Tornados in Böhmenkirch lasst sich dadurch beinahe erhärten. Bilder gibt es dazu nur von den Schäden. Eine Trichterwolke ist wohl nicht beobachtet worden.Ebenso fehlt der Nachweis über die Windgeschwindigkeiten, die von der Rotation ausgingen. 

Bei Twitter gibt es einige Bilder dazu: