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Donnerstag, 24. März 2022

 

Hochdruckwetter und kein Ende

Die Namen, die sich seit Mitte Februar in die Liste der Hochdruckgebiete einreihen, sind inzwischen länger als die der Tiefs. Und man könnte den Eindruck gewinnen, dass diese nicht enden wollen. „Peter“ herrscht zurzeit über weite Teile Europas seit dem 15. März. Davor waren es Jannis, Kai, Lino, Martin, Noe und Oliver, die fast nahtlos ineinander übergegangen sind. Bis auf einige wenige „Zwischenfälle“, wo sich doch mal ein paar Tropfen auf den steintrockenen Erdboden verloren haben. Der wenige Regen, der bisher gefallen ist, hat die Situation der wochenlangen Trockenheit nicht entschärfen können. In den letzten 30 Tagen sind gerade einmal  20 % des Ãœblichen im Monat an Niederschlag gefallen. Und seit Beginn des Monats haben sich minimale sechs Liter Regenwasser auf den Quadratmeter im Regenpott angesammelt. Ob es einen neuen Rekordwert gibt in Sachen Regen, ist noch unsicher. Bislang ist der März von 2014 mit 6,6 Liter auf den Quadratmeter der trockenste seit den Wetteraufzeichnungen von 1958, welcher beim Deutschen Wetterdienst in Stuttgart auf der Rekkordliste steht. Ab Mitte der nächsten Woche könnte noch einmal ein Kälterückfall ins Haus stehen mit Regen, Graupel und auch Schneeschauern bis in die mittleren Lagen.

Eine Erklärung für die stillstehende Wetterlage findet sich in der oberen Troposphäre: Der Polarfront-Jetstream ist derzeit eher schwach ausgeprägt und zieht weit über das Nordmeer, weshalb auch Tiefdruckgebiete einen weiten Bogen über Mitteleuropa einschlagen. Zudem weist das Starkwindband, dessen Windgeschwindigkeiten in einer Höhe von 10 bis 12 km bis zu 400 km/h erreichen können, eine große Mäandrierung auf. Zurzeit liegen die Windgeschwindigkeiten bei etwa 170 km/h. Je größer die Temperaturunterschiede zwischen den Subtropen und der Polarregion sind, desto ausgeprägter der Jetstream. 

 

 

In der Troposphäre, also in etwa 5000 Meter Höhe, fehlt damit der Weitertransport der sogenannten Rossby-Wellen, dessen Rücken (Hochdruck und warm) und Tröge (Tiefdruck und kühl) in einem großräumigen Druckfeld normalerweise im Wechsel über die mittleren Breiten ziehen. Stattdessen liegt ein ausgeprägtes Höhenhoch mit einer Ausdehnung weit über Europa hinaus über uns. Die geringe Feuchte von nur 4 g/kg Luftmasse, lässt nicht einmal mehr Wolken entstehen. Allenfalls kleinere Quellwolken, die durch die geringe Thermik über den Mittelgebirgen entstehen.

 

Geht man ein Stockwerk weiter runter in Bodennähe lassen sich wenige Isobaren (Linien gleichen Luftdrucks) über Mitteleuropa erkennen. Die geringen Luftdruckgegensätze lassen kaum horizontalen Wind entstehen. Somit kann die schwache Luftbewegung auch nicht für einen Luftaustausch zwischen den Boden und der Höhe sorgen. Dies verhindert eine starke Inversionsschicht in 300 Metern Höhe über Grund mit einer vertikalen Temperaturdistanz von 11 bis 15 Grad auf 1000 Meter.   

 

 Die Inversionsschicht wie mit einem Lineal gezogen.

Dass es in den Ãœbergangs-Jahreszeiten zu großen Temperaturamplituden kommt, ist nicht ungewöhnlich. Aber durch die derzeit sehr trockene Luft kühlt es nachts besonders stark ab. Nach Sonnenuntergang beträgt die negative Strahlungsbilanz -80 Watt pro Quadratmeter. Und das bedeutet schon mal eine spürbare Abkühlungsrate von 3 bis 4 Grad Celsius pro Stunde in den Abendstunden. Bei einer 14-stündigen negativen Strahlungsbilanz sinken die Temperaturen jeden Tag unter dem Gefrierpunkt, so wie es in den vergangenen Tagen der Fall war. Nahe dem Boden reichte die Spanne von Minus 2 bis Minus 4 Grad. Immerhin hat es in diesem Monat bis jetzt 20 Bodenfrosttage gegeben. Die langwellige positive thermische Strahlung von 250 W/m² tagsüber, kann dann den Boden und damit die Luft wieder schnell erwärmen.

 

Grafik: Strahlungsbilanz in W/m²