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Mittwoch, 4. August 2021

Regenreicher Sommermonat mit regionalen Unwettern

Die Wetterlagen im Juli 2021 waren überwiegend zyklonal geprägt, sowohl am Boden als auch in der Höhe. Letztere haben den Trend der vergangenen Monate weiter fortgeführt: Langwellentröge bestimmten oft den Wetterablauf mit kühlen und regnerischen Wetterphasen. Zwar nicht überall gleich verteilt, aber dafür örtlich und regional umso heftiger. Punktuell haben Gewitter mit Starkregen und größerem Hagel zu Ãœberflutungen und enormen Sachschäden geführt. Schon in den ersten 10 Tagen des Monats deutete in den Wettermodellen alles auf eine brisante Wetterentwicklung bis zur Mitte des Julis hin. In dem zeitlichen Verlauf eines solchen Langwellentroges, der sich weit über dem Nordmeer bis über Skandinavien aufgespannt hat,  sollte an dessen südlicher Spitze abgeschnürt werden ( welcher Prozess als Cut-Off bezeichnet wird ) und als eigenständiges Höhentief  (Kaltlufttropfen) über Deutschland nahezu ortsfest verweilen, eingekeilt zwischen zwei großen warmen Hochdruckzonen, das eine über Russland, das andere über dem Atlantik. Nun haben derartige Kaltlufttropfen eine unangenehme Eigenschaft:  Worauf der Name …Tropfen schon hindeutet, handelt es sich hierbei um ein abgeschlossenes, kleinräumiges kaltes Höhentief in etwa 5 km Höhe, also dem Referenzniveau für großräumige Wetterlagen. Und genau seine Eigenständigkeit wird oftmals für Wetterprognosen zum problem, da diese Tiefs wie ein Fettauge in der kochenden Suppe hin und her schwappen können und ihre Örtlichkeit beinahe täglich wechseln. Die Folgen sind mit so einem kalten Höhentief gerade in den Sommermonaten gravierender, da durch die Sonneneinstrahlung die Temperaturdifferenzen  zwischen den bodennahen Schichten und der mittleren Troposphäre auch höher sind. In den Regionen mit dem darüberliegenden Kaltlufttropfen kann es deshalb zu enormen Niederschlagsmengen kommen.

 

Und so haben die Wettermodelle mit diesem Höhentief recht behalten. Im Zusammenhang mit dem Bodentief „Bernd“ brachte es für Teile Nordrhein-Westfalens und Rheinland-Pfalz die enormen Niederschlagsmengen von bis zu 200 Liter auf dem Quadratmeter, welche mit den Flutwellen zwangsläufig in die Katastrophe mündeten. 

 

Die Dynamik des Tiefs ist sehr eindrucksvoll auf der Grafik zu erkennen: Die Wirbelhaftigkeit (relative Vorticity ) ist sehr hoch, wodurch an der Süd- und Ostflanke des Tiefs sehr feuchte Luft aus dem Mittelmeerraum nach Norden transportiert und durch Aufgleiten in die oberen Luftschichten gehoben wird. Und mit dem Wind von der Ostsee her ist die Luft zusätzlich mit Feuchte angeflutet worden. All diese Komponenten haben mit dem Dauerregen schließlich zu den hohen Regensummen geführt.

Sehr unterschiedlich zeigte sich im vergangenen Monat die Niederschlagverteilung in der Region Esslingen: Die oft linienhaft angeordneten Gewitter zogen durch die geringen Luftbewegungen entweder nur sehr langsam oder hielten sich sehr lange über einem Ort mit Starkregen und punktuellem Hagel. In Esslingen selbst hat es mit 78,8 Liter auf den Quadratmeter, zwar 25,1 % mehr Niederschlag gegeben als in den vergangenen Juli Monaten davor, aber die Stadt selbst ist von Unwettern und größeren Regensummen verschont geblieben. Der meiste Regen fiel dabei noch am 26.Juli mit 15,4 l/m². Ganz anders die Situation in der Landeshauptstadt, wo es unwetterartige Regenmengen innerhalb kürzester Zeit gegeben hat und es dadurch erneut zu Ãœberflutungen in den Senken der Straßenunterführungen gekommen ist.

Einen relativ normalen Verlauf nahm die Temperatur im vergangenen Monat. Während in den letzten  Jahren an vielen Tagen hintereinander Temperaturen über 30°C, also heiße Tage registriert wurden, hat es in diesem Jahr im Juli nicht einen einzigen dieser Kenntage gegeben. Im Vergleich zum langjährigen Mittel von 1961 bis 1990 wären zwei heiße Tage die Norm. Im Vergleichszeitraum von 1981 bis 2010 wären es gar vier. Die neue Referenzskala von 1991 bis 2020 ist hier noch nicht berücksichtigt.

Sommertage gab es mit 19 an der Zahl doch reichlich, wenn man die beiden vieljährigen Mittelwerte vergleicht ( 1981-1990 11 und 1981-2010 15 Sommertage)

Am Ende des Monats ist noch ein leichtes Plus von 1,07 Kelvin herausgekommen. Vergleicht man den neuen langjährigen Zeitraum von 1991-2020 dann ist der Monat mit -0,9 Kelvin zu kalt ausgefallen. Durch die nur geringen Abweichungen kann man schon von einem normal temperierten Juli sprechen, auch wenn man einen anderen Eindruck davon gewinnen könnte. Die vergangenen Jahre waren alle zu warm, weshalb wir an diesen Temperaturen gewöhnt waren.

Weitere Einzelheiten sind unter diesem Link zu finden:

http://www.wetter-esslingen.info/beobachtungen/rueckblick/07_21.pdf